1. Mai im Zeichen der Solidarität

30.04.2016

Mai

von Jutta Krellmann,
gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag

Solidarität
ist das Band, das die Arbeiterbewegung zusammenhält. Durch Solidarität ist es
den Beschäftigten an der Berliner Charité nach vier langen Jahren gelungen,
einen Tarifvertrag für mehr Personal im Krankenhaus zu erreichen. Solidarität
wird auch in der Tarifrunde im öffentlichen Dienst notwendig sein, wo es neben
einer Entgelterhöhung auch um die Abschaffung sachgrundloser Befristungen und die
Sicherung der betrieblichen Altersvorsorge geht. Damit die Kolleginnen und
Kollegen mit Warnstreiks in die heiße Phase der Tarifrunde der Metall- und
Elektroindustrie starten konnten, war Solidarität untereinander die Grundvoraussetzung.

Der 1. Mai
steht vor der Tür und an diesem Tag geht auch um gesellschaftliche Solidarität.
Wir haben ein bewegtes Jahr hinter uns. Ein Jahr, in dem viele Flüchtlinge
aufgrund von Krieg, Armut und Verzweiflung in unser Land und unsere
Nachbarschaften kamen. Wir haben damit das erste Mal seit Jahren wieder
erfahren, dass die Welt eben nicht vor unserem Gartenzaun halt macht und haben
erlebt, dass ganze Familien Leib und Leben riskieren, um in der Fremde Zuflucht
und Sicherheit zu suchen.

Solidarität und Integration

Viele
Beschäftigte treibt die Sorge um, ob nach dem Kraftakt der Erstversorgung der
Flüchtlinge nun der Kraftakt der Integration in die Gesellschaft, vor allem der
Erwerbsgesellschaft, wirklich gelingen wird. Solidarität ist das Wesen der
Arbeiterbewegung. Wenn wir uns darauf besinnen, dann lässt sich unglaublich
viel bewegen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es in der Arbeiterbewegung
auch immer um internationale Solidarität geht. Als Gewerkschafterin nehme ich
besorgt zur Kenntnis, dass sich unsere europäische Gesellschaft
zurückentwickelt. Zum Glück wird aber nach wie vor um Verbesserungen gestritten. In Frankreich und in Spanien werden,
insbesondere durch junge Leute, für soziale Rechte gestritten. In Deutschland kämpfen
wir für bessere Tarifverträge und bessere Rahmenbedingungen.

Erreichen
werden wir aber in allen Ländern nur dann etwas, wenn wir uns nicht auseinanderdividieren
lassen. In einem Klima der Angst, Hass und Gewalt können keine neuen und keine guten
Ideen wachsen. Gute Vereinbarungen, gute Tarifverträge und auch gute Gesetze
erreicht man nur in einer Gesellschaft, die durch Solidarität und Respekt
geprägt ist. Wenn es uns gelingt, dass wir uns auf unseren gemeinsamen Wert der
Solidarität konzentrieren, gilt das auch für die Integration von Flüchtlingen.

Mach meinen Kumpel nicht an

»Zeit für mehr Solidarität«,
so lautet auch das diesjährige Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes und ich
finde, es ist in Zeiten wie diesen sehr gut gewählt ist. Ja, wir brauchen mehr
Zeit für Solidarität: Untereinander, miteinander, zwischen den Generation,
Einheimischen und Geflüchteten, zwischen Schwachen und Starken. Unsere Gewerkschaften stehen
für eine freie, offene, solidarische und demokratische Gesellschaft. In einer anderen Gesellschaft
möchte ich auch nicht leben. In diesem Sinne werde ich in diesem Jahr den Tag
der Arbeit begehen und ich rufe alle Beschäftigten auf, es mir gleich zu tun
und für eine solidarische Gesellschaft ohne Rassismus am Sonntag zu
demonstrieren und auch zu feiern. Wir dürfen uns nicht spalten lassen. Solidarität bedeutet miteinander,
nicht gegeneinander. Gemeinsam für
Integration durch Solidarität und Respekt. Gemeinsam gegen Hass und Gewalt.