An die Betriebsräte der Homann-Werke in Dissen und Bad Essen

28.04.2017

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bin empört, wenn ich als Bundestagsabgeordnete und Gewerkschaftssekretärin von der angekündigten Schließung der Homann-Werke in Dissen und Bad Essen sowie in Lintorf Bottrop und Floh-Seligenthal höre. Ich habe nichts dagegen, wenn in Sachsen neue Arbeitsplätze entstehen. Wenn Unternehmen aber bestehende Standorte dichtmachen, um anderswo zu schlechteren Löhnen und Arbeitsbedingungen produzieren zu lassen, müssen wir geschlossen dagegen halten.

Das Motiv für den Standortwechsel dürfte klar sein. Denn in Sachsen ist der Tarifvertrag in der Branche 400 bis 600 Euro niedriger als in Niedersachsen. In Polen, ebenfalls eine Option für den Standortwechsel, sind die Löhne noch viel geringer. Ich möchte dringendst wissen, ob es stimmt, dass die sächsische Landesregierung beabsichtigt, diese unerhörte Kahlschlagpolitik mit 25 Millionen Euro zu subventionieren. Denn das wäre kleinkarierter Standortpolitik auf Eurem Rücken! Deswegen fragt unsere Fraktion im sächsischen Landtag zurzeit ab, wie viele Gespräche es zwischen der Landesregierung und der Müller-Gruppe gegeben hat und ob Subventionen in Aussicht gestellt worden sind.

Betriebswirtschaftlich sind die Schließungen jedenfalls nicht notwendig, denn die Müller-Gruppe hat trotz Brexit einen Umsatz von fast 6 Milliarden Euro und einen Netto-Gewinn von 170 Millionen in 2016 erzielt. Der verkündete Umbau ist deshalb ein rücksichtsloser Kahlschlag, mit dem einzigen Ziel, die Profite durch Stellenabbau und Arbeitsintensivierung weiter in die Höhe zu treiben. Michael Clasen von der Neue Osnabrücker Zeitung traf den Nagel auf den Kopf, als er kommentierte, dass „solch ein Kapitalismus auf den Magen schlägt wie verfaulter Kartoffelsalat“.

Eure Firma ist einer der größten Arbeitgebern in der Region. Euer Kampf ist deshalb nicht nur für Euch selbst wichtig, sondern für die ganze Region. Ich wünsche Euch weiterhin viel Kraft und einen langen Atem!

Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Mit kollegialen und solidarischen Grüßen,

Jutta