Arbeitsdruck: Über ein Drittel der Beschäftigten berichtet von Zunahme

01.10.2019

Zusammenfassung:
Fast 40 Prozent der Beschäftigten berichten von zunehmendem Stress und Arbeitsdruck in den letzten zwei Jahren. Das geht aus der BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung 2018 hervor. Besonders häufig betroffen sind Beschäftigte im Alter zwischen 50 und 54 Jahren (44 Prozent). Beschäftigte erleben, dass immer mehr in der gleichen Zeit geleistet werden muss, mehrere Arbeiten gleichzeitig erledigt werden müssen und insgesamt die Produktivitätsanforderungen gestiegen sind. Eine hohe Arbeitsintensität kann eine gesundheitsgefährdende Belastung für Beschäftigte darstellen. Beschäftigte sind körperlich und emotional häufiger erschöpft, je mehr Arbeitsbedingungen mit hoher Arbeitsintensität auftreten.

Folgende Bedingungen treten am häufigsten auf:

Häufig verschiedene Vorgänge gleichzeitig bei der Arbeit im Auge behalten müssen: Mehr als jeder Zweite berichtet davon (60 Prozent in 2018, 58 Prozent in 2006). Als belastend empfindet es jeder Dritte (33 Prozent in 2018, 24 Prozent in 2006), Beschäftigte im Gesundheits,- Veterinär und Sozialwesen (44 Prozent) und Frauen in Vollzeit (36 Prozent) empfinden es als besonders belastend.

Häufiger Termin- und Leistungsdruck: Fast jeder Zweite (48 Prozent 2018, 54 Prozent 2006) berichtet von Termin- und Leistungsdruck. Als belastend empfinden es 2 von 3 Beschäftigen (67 Prozent 2018, 52 Prozent in 2006), Beschäftigte in Gesundheit/Soziales (78 Prozent) und Frauen in Vollzeit (74 Prozent) empfinden es als besonders belastend.

Häufig bei der Arbeit gestört oder unterbrochen: Fast jeder Zweite (46 Prozent 2018, 47 Prozent 2006) berichtet bei der Arbeit häufig gestört oder unterbrochen zu werden. Als belastend empfinden es mehr als jeder Zweite (60 Prozent 2018, 50 Prozent 2006), Beschäftigte in Gesundheit/Soziales (71 Prozent) empfinden es als besonders belastend.

4 von 5 Betriebsräte berichten von Zunahme der Arbeitsmenge. 3 von 4 Betriebsräte stellen gesteigerte Leistungserwartung/zunehmendes Multitasking fest. Als Folge der Arbeitsverdichtung berichten 3 von 4 Betriebsräte über eine Hohe oder sehr hohe Belastung der Beschäftigten durch Zeitdruck und Stress und eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Auch Arbeitgeber erkennen eine Arbeitsintensivierung: Aufgaben werden durch digitale IKT vielfältiger (40 Prozent), Zunahme oder starke Zunahme von Aufgaben (40 Prozent), Zunahme Multitasking (36 Prozent).

Arbeitsverdichtung hat viele Ursachen wie technologische Innovationen, Veränderungen der Arbeitsorganisation, Veränderte Leistungserwartungen, Rationalisierung/Umstrukturierung, unzureichende Personalbemessung und Führungsmängel. Obwohl seit dem Ende des Jahres 2013 das Arbeitsschutzgesetz explizit die Berücksichtigung der psychischen Belastung in der Gefährdungsbeurteilung fordert, wird der Faktor „Arbeitsintensität“ häufig bei der Gefährdungsbeurteilung nicht betrachtet.

O-Ton Jutta Krellmann, MdB, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit, DIE LINKE im Bundestag:„Arbeitsdruck macht krank und muss abgestellt werden. Dafür gibt es die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung. Obwohl sie Gesetz ist, wird sie nur in jedem vierten Betrieb umgesetzt. Ein unhaltbarer Zustand. Arbeitgeber können sich drücken, weil der Staat wegschaut. Wir brauchen dringend wieder flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen. Außerdem muss endlich eine Anti-Stress-Verordnung her. Das bedeutet klare und verbindliche Richtlinien, um psychische Belastungen bei der Arbeit einzudämmen. Der beste Arbeits- und Gesundheitsschutz sind und bleiben starke Betriebsräte. Deshalb muss die Bundesregierung die Wahl von Betriebsräten erleichtern und diese besser schützen.“

Hier findet ihr die Zusammenfassung und Auswertung der Kleinen Anfrage
Hier findet ihr die Kleine Anfrage und die Antwort der Bundesregierung

Hier geht es zum Bericht auf evangelisch.de