Burnout-Zahlen verdreifacht: Bundesregierung sieht keine Notwendigkeit für Anti-Stress-Verordnung

26.07.2019

Zusammenfassung:
Die Zahl der Krankheitstage aufgrund der Diagnose Burnout hat sich von 2008 bis 2017 auf über 2 Mio. mehr als verdreifacht: Männer 0,9 Mio. (+259 Prozent) und Frauen 1,3 Mio. (+176 Prozent).
Auch die Krankentage im Zusammenhang mit anderen psychischen Diagnosen sind von 2008 bis 2017 angestiegen: Aufgrund einer „akuten Belastungsreaktion“ um das Dreifache (auf 18,8 Mio.), wobei bei den Männern der Anstieg mit 250 Prozent (auf 6,7 Mio.) deutlicher ist als bei den Frauen um 180 Prozent (auf 12,1 Mio.). Wegen „Neurasthenie“ sind die Krankheitstage um 190 Prozent angestiegen, bei den Männern um 236 Prozent (auf 3,2 Mio.) stärker als bei den Frauen mit 171 Prozent (auf 6 Mio.). Im Zusammenhang mit „Unwohlsein und Ermüdung“ sind die Krankheitstage insgesamt bei Frauen und Männern um knapp 70 Prozent angestiegen.
Die Bundesregierung leitet aus dieser Entwicklung keine Notwendigkeit für eine Anti-Stress-Verordnung ab. Sie bevorzugt Möglichkeiten, Betriebe und Beschäftigte zu befähigen, das vorhandene Arbeitsschutzinstrumentarium, insbesondere die Gefährdungsbeurteilung, zu nutzen, um Gesundheits-risiken durch psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und ihnen durch eine menschengerechte Arbeitsgestaltung vorzubeugen.

O-Ton Jutta Krellmann, MdB, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit für DIE LINKE im Bundestag:
„Betriebsräte haben weitreichende Mitbestimmungsrechte beim Arbeitsschutz. Sie zu stärken wäre der beste Gesundheitsschutz. Hier ist auch die Bundesregierung in der Pflicht. Außerdem brauchen wir endlich eine Anti-Stress-Verordnung. Es ist ein Unding, dass die Bundesregierung hier immer noch auf Stur schaltet. Die bestehenden Regelungen, wie die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung, reichen offensichtlich nicht aus. Auch weil deren Umsetzung kaum kontrolliert wird. Nur noch alle 20 Jahre findet in Betrieben eine Arbeitsschutzkontrolle statt. Mehr Personal für regelmäßige Kontrollen ist notwendig, gerade wenn es um psychische Belastungen geht. Die Bundes-regierung muss dafür die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.“

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