ErzieherInnen in Leiharbeit

13.06.2012

Verleih von pädagogischen Fachkräften als neuer Trend in der Leiharbeit, auch in Niedersachsen  

Der Verleih von pädagogischen Fachkräften wie Kindergärtner/-innen, Sozialpädagogen/-innen und Sozialarbeiter/-innen durch Leiharbeitsunternehmen an Kindergärten und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe hat sich in den letzten Jahren zu einem wachsenden Geschäftsfeld entwickelt, wie gestern durch die Veröffentlichung der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion DIE LINKE bekannt geworden war. Mittlerweile gibt es spezialisierte Anbieter für den Verleih von pädagogischen Fachkräften und viele Leiharbeitsunternehmen entdecken diesen Geschäftsbereich für sich neu.

Auch in Niedersachsen ist dieser Trend deutlich zu erkennen. Von 2009 zu 2011 stieg die Zahl der pädagogischen Fachkräfte, die bei Leiharbeitsunternehmen angestellt waren, von 598 auf 947, ein Anstieg von 58,36 Prozent.

Zu dieser Entwicklung erklärt die linke niedersächsische Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Arbeit und Mitbestimmung Jutta Krellmann: 

 „Kaum eine Berufsgruppe bleibt mittlerweile von der Leiharbeit verschont. Selbst gefragte pädagogische Fachkräfte, wie Erzieherinnen und Erzieher, müssen sich als Leiharbeitskräfte verdingen und sich in vielen Fällen dem Lohndumping der Branche aussetzen. Die Gier nach Profit der Leiharbeitsbranche scheint vor keinem Berufsfeld Halt zu machen, noch nicht einmal vor dem hochsensiblen Bereich der Kindererziehung. Erziehung ist in erster Linie Vertrauenssache. Erzieherinnen und Erzieher sind Bezugspersonen und nicht beliebig bzw. in kurzen Abständen austauschbar, wie es beim kurzfristigen Einsatz von Leiharbeitskräften der Fall ist. Für Kinder sind stabile Beziehungen unabdingbar für die psychosoziale Entwicklung. Sie haben spezielle individuelle Bedürfnisse, die die Betreuerinnen und Betreuer kennen müssen. Auch die Eltern setzen Vertrauen in eine Erziehungseinrichtung und die dort tätigen pädagogischen Fachkräfte. Wie sich dies mit dem Einsatz von Leiharbeitskräften vereinbaren soll, ist mir unbegreiflich.“        

Jutta Krellmann weiter:

„Pädagogische Fachkräfte werden derzeit, gemessen an ihrer hohen Qualifikation und Verantwortung, schon in einem regulären Arbeitsverhältnis nicht angemessen entlohnt, zudem oft nur in Teilzeit beschäftigt. Sie jetzt auch noch als Leiharbeitskräfte zu beschäftigen, schlägt dem Fass den Boden aus. Pädagogische Fachkräfte dürfen nicht als billige Arbeitskräfte zur Profitmaximierung von Leiharbeitsunternehmen her halten, ebenso wenig wie alle anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Insbesondere im erzieherischen Bereich klagen die Arbeitgeber über einen Fachkräftemangel. Doch gute Fachkräfte bekommt man nur und bindet sie an sich, wenn man gute Arbeitsbedingungen bietet. Grundsätzlich fordert DIE LINKE die Abschaffung der systematischen Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit. Die Unternehmen müssen verpflichtet werden, die Leiharbeitskräfte zu den gleichen Bedingungen wie die Stammbeschäftigten zu übernehmen.“