Jetzt erst recht: Gemeinsam für eine Agenda Sozial! (Artikel für das Linke Forum zum 1. Mai)
26.04.2013von Jutta Krellmann
„Deutschland
geht es gut. Den Menschen geht es gut." So zumindest verkündet es der Bundeswirtschaftsminister
Philipp Rösler unaufhörlich. Von widersprechenden Fakten lässt er sich nicht beunruhigen.
Die ließ er kurzerhand auch aus einem Entwurf des jüngsten Armuts- und
Reichtumsberichtes der Regierung streichen. So sieht die Problemlösung à la FDP
aus.
Nur
wen meint Philipp Rösler eigentlich, wenn er sagt, Deutschland ginge es gut? Nicht
meinen kann er die vier Millionen Beschäftigten, die für weniger als sieben
Euro brutto die Stunde arbeiten müssen. Auch die Erwerbslosen oder die
Beschäftigten, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten, die in Minijobs, in der Leih-
oder Werkvertragsarbeit feststecken, hat er sicherlich nicht im Blick. Oder
diejenigen, die durch immer mehr Überstunden und Leistungsdruck geradewegs auf
den Burn-Out zusteuern. Wenn Rösler von Deutschland spricht, dann meint er
nicht die Millionen der Gering- und Durchschnittsverdienenden, er meint die
Millionäre. Denen geht es in der Tat gut und immer besser. Einem Prozent der
Deutschen gehört inzwischen schon ein Drittel des gesamten Nettovermögens. Den
unteren 50 Prozent der Deutschen hingegen gehört gerade einmal ein Prozent
dieses Vermögens. Die heile Welt des Herrn Rösler ist in Wirklichkeit zutiefst
ungerecht und unsozial.
Die
herrschende Politik lügt und betrügt, nicht nur im Armutsbericht. Wie an jedem
1.Mai werden wir auch in diesem Jahr in zahlreichen Städten gegen diese Politik
und für eine gerechte Arbeitswelt demonstrieren. Dem diesjährigen 1.Mai kommt
allerdings eine besondere Bedeutung zu. Zum einen findet er im Jubiläumsjahr
der Hartz-Reformen und zugleich in einem Bundestagswahljahr statt. Vor gut 10
Jahren begann der damalige SPD-Kanzler Schröder mit den Hartz-Reformen den Großangriff
gegen die Rechte der Beschäftigten. Die Hartz-Gesetze entwerteten die Arbeit,
drückten überall die Löhne, führten ein unwürdiges Repressionssystem gegen die
Erwerbslosen ein und legten den Grundstein für die verschärfte soziale Spaltung
in Deutschland. Von Merkel und Rösler wurde die Agenda-Politik nahtlos fortgeführt.
Die Verwüstungen auf dem Arbeitsmarkt ziehen immer breitere Kreise. Inzwischen ist einer deutlichen Mehrheit in Deutschland klar, dass es so nicht weiter geht. Ein guter Mindestlohn muss her, um zumindest die krassesten Formen der Ausbeutung einzuschränken. Und auch die unwürdigen Beschäftigungsformen der Leih- und Werkvertragsarbeit müssen ebenso wie die Minijobs verboten bzw. deutlich zurückgedrängt werden. Der 1.Mai 2013 ist deshalb auch wichtig für die Weichenstellungen in diesem Wahljahr. Die anderen Parteien versprechen so einiges, wollen vieles besser machen.
Aber Vorsicht! Außer der LINKEN drücken
sich alle um die entscheidende Frage: Wer erwirtschaftet eigentlich die Werte,
wer schafft den Reichtum? Sind es jene, die Rösler im Blick hat, die
Wirtschaftsbonzen, Manager und Spitzenverdienenden, die seine Partei mit
üppigen Wahlkampfgeldern aufpäppeln? Nein, es sind die Beschäftigten! Gerecht
ist es deshalb nicht, einfach nur ein paar Korrekturen an der Agenda 2010 zu
planen, wie es SPD und Grüne derzeit tun. Gerecht ist, die Reichtumsverteilung
in diesem Land grundsätzlich in Frage zu stellen und den Arbeitsmarkt
konsequent im Interesse jener zu gestalten, welche die Werte schaffen. Noch
darf Herr Rösler im Armutsbericht herumstreichen. Wir werden etwas anderes
streichen und fangen mit den Hartz-Gesetzen an. Auf zum 1.Mai!