Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gaststättengewerbe

02.10.2015

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage »Möglicher Einfluss des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes bei der Umsetzung des Mindestlohns« (BT-Drs. 18/5979) von Jutta Krellmann u.a. und der Fraktion DIE LINKE im Bundestag

Beschäftigte im Hotel- und Gaststättengewerbe haben überlange Arbeitszeiten, belastende Arbeitsbedingungen und werden schlecht bezahlt. Deren Arbeitgeberverband DEHOGA wirbt derzeit massiv für eine Ausweitung der gesetzlichen Höchstarbeitszeit, was der Anlass für die Anfrage war.

Die wöchentliche Arbeitszeit im Hotel- und Gaststättengewerbe ist über die vergangenen zehn Jahre mit durchschnittlichen 41,5 Stunden auffallend hoch. Von den Beschäftigten in der Berufsgruppe „Tourismus, Hotel und Gaststätten“ wurden allein im Jahr 2014 zusätzlich ca. 20 Millionen Überstunden geleistet, wovon 10,2 Millionen bezahlte und 10 Millionen unbezahlte Überstunden sind.

Darüber hinaus gaben 4,6 Prozent der Beschäftigten in den Tourismus-, Hotel- oder Gaststättenberufen an, im Jahr 2014 überlange Arbeitszeiten von 49 Wochenstunden oder mehr geleistet zu haben. Eine Viertel Million Beschäftigte arbeiten im Gastgewerbe regelmäßig samstags und sonn- und/oder feiertags.

Die Beschäftigten im Gastgewerbe befinden sich im unteren Entgeltbereich. So lag der Bruttostundenverdienst 2014 im Gastgewerbe mit durchschnittlich 11,55 EUR bei 58 Prozent im Vergleich zum produzierenden Gewerbe mit einem Bruttostundenlohn von 20,02 EUR.  Der Bruttomonatsverdienst lag im gleichen Jahr mit durchschnittlich 1.707 EUR sogar nur bei 55 Prozent im Vergleich zum produzierenden Gewerbe mit einem Bruttomonatslohn von 3.099 EUR. Der Abstand der Gastronomie zum produzierenden Gewerbe nimmt seit 2007 kontinuierlich zu.

20 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) arbeiten im unteren Entgeltbereich (4.105.000 Beschäftigte) und sind Geringverdiener. Deren Anteil ist im Gastronomiegewerbe dreimal so hoch und liegt bei 64 Prozent (210.000 Beschäftigte). Beschäftigte in den neuen Bundesländern erhalten überproportional Niedriglohn.

 

Dazu erklärt Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:

„Das Nachwuchsproblem dieser Branche ist hausgemacht. Bei diesen Arbeitsbedingungen müssen die Arbeitgeber nicht wundern, dass ihnen die Auszubildenden in Scharen davonlaufen. Ich würde da auch nicht arbeiten wollen. Dass ausgerechnet die Arbeitgeber dieser Branche nun auch noch die Ausweitung der gesetzlichen Höchstarbeitszeit fordern, ist doch echt schräg. Selbst in Rumänien wird kürzer gearbeitet. Ich warne die Bundesregierung eindringlich: Finger weg von der Ausweitung der Höchstarbeitszeit. Arbeitszeitverkürzung ist angesagt.“

 

Die 120-seitige Antwort der Bundesregierung finden Sie hier.

Eine Zusammenfassung, sowie die Ergebnisse im Einzelnen, finden Sie hier: Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gaststättengewerbe