Entwicklung des Normalarbeitsverhältnisses in den einzelnen Bundesländern

20.04.2015

Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Die Entwicklung des Normalarbeitsverhältnisses in den einzelnen Bundesländern“ (Drs. 18/4277) von Jutta Krellmann u.a. und der Fraktion DIE LINKE im Bundestag

Es gibt in 2014 genau so viel Arbeit wie vor 20 Jahren. Das Arbeitsvolumen und die Zahl der Erwerbstätigen in Vollzeitäquivalenten sind von 1994 bis 2014 nahezu gleich geblieben. Die Zahl der Normalarbeitnehmerinnen und Normalarbeitnehmer ist aber zurückgegangen, während die atypische Beschäftigung deutlich zugenommen hat.

Der Anteil der Normalarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer an den Kernerwerbstätigen ist im Zeitraum von 1993 bis 2013 von 76,8 auf 67,5 Prozent gesunken, der Anteil der atypisch Beschäftigten von 13,1 auf 21,4 Prozent angestiegen. Die Zahl der atypisch Beschäftigten ist von 4,4 auf 7,6 Millionen um mehr als 70 Prozent angewachsen.

Insbesondere bei der Leiharbeit (Plus 300 Prozent) und bei den geringfügig Beschäftigten (Plus 277 Prozent) ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, aber auch die Zahl der befristet Beschäftigten ist von 1,8 auf 2,5 Millionen gewachsen.

Der Zuwachs bei den abhängig Beschäftigten (von 30,3 Millionen auf 31,7 Millionen) ist auf die Zunahme von Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten mit mehr als 20 Wochenstunden ist von 1,7 auf 2,9 Millionen gewachsen (9,1 Prozent der abhängig Beschäftigten), was einem Zuwachs um 70 Prozent entspricht. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten mit weniger als 20 Wochenstunden ist von 2,8 auf 5 Millionen angestiegen (15,7 Prozent der abhängig Beschäftigten), das bedeutet ein Plus um 80 Prozent. Zusammen waren im Jahr 2013 24,8 Prozent der abhängig Beschäftigten, also jede und jeder Vierte, in Teilzeit angestellt.

Zu beachten ist, dass Teilzeitbeschäftigte mit mehr als 20 Wochenstunden zu den Normalarbeitnehmerinnen und -nehmern zählen. Der Blick auf die sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten zeigt, dass hier ein deutlicher Rückgang zu erkennen ist: ihre Zahl ist von 1995 bis 2014 um 10 Prozent auf 22,09 Millionen gesunken. Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten ist von 87,7 auf 73,2 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gesunken. Im Westen ist dabei mit 5 Prozent ein deutlich geringerer Rückgang zu verzeichnen als im Osten mit 28 Prozent.

 

Dazu erklärt Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:

„Nun ist es amtlich: 20 Jahre Reformen am Arbeitsmarkt haben für mehr Beschäftigung gar nichts gebracht. Alles nur Gequatsche von den jeweiligen Regierungen. Es gibt heute genau so viel Arbeit wie 1994 nur mehr Menschen teilen sich den gleichen Umfang. Aber zu deutlich schlechteren Bedingungen. Heute leiden Beschäftigte unter erzwungener Teilzeit,  Minijobs, Befristungen, Leiharbeit.  Reguläre Vollzeit-Jobs kennen junge Leute nur noch aus Erzählungen. Wir müssen mit dieser Entwicklung brechen und gute Arbeit reorganisieren: Arbeit muss sicher sein, tariflich bezahlt und Mitgestaltung bieten.“

 

Die 88-seitige Antwort der Bundesregierung finden Sie hier.

Eine Zusammenfassung, sowie die Ergebnisse im Einzelnen, finden Sie hier: Entwicklung Normalarbeitsverhältnis in Deutschland