»Minijobs: Unsicher, schlecht bezahlt und steuerfinanziert«

08.08.2017

Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Minijobs in Deutschland“ (BT-Drs. 18/13112) von Jutta Krellmann u.a. und der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Auswertung Anfrage Minijobs

Frankfurter Rundschau

Zusammenfassung:

2016 war jede/r fünfte abhängig Beschäftigte ein Minijobbender: 23 % betrug der Anteil der geringfügig entlohnt Beschäftigten an bundesweit allen Beschäftigten. Die Anzahl der Minijobbenden insgesamt ist in den letzten zehn Jahren um 10,5 % gestiegen. Die Anzahl der Minijobbenden, die diesen zusätzlich zu ihrem Hauptberuf ausüben, ist um 46 % gestiegen.

Im Juni 2016 war nahezu jede/r vierte junge Beschäftigte unter 25 Jahren ausschließlich geringfügig beschäftigt (24 %). Der Einzelhandel beschäftigte 2016 die meisten Minijobber, damit ist jede/r dritte Beschäftigte im Handel ein Minijobber (2014: noch jede/r Fünfte)[1]. Dem folgen die Gastronomie,  die Gebäudebetreuung und das Gesundheitswesen. Der Anteil befristeter Minijobbender an allen Minijobbenden war 2014 im Vergleich zur Gesamtwirtschaft höher: 15,1 statt 9,1 %.

Minijobs führen zu Armut im Erwerbsleben und im Alter: Der Anteil der Minijobbenden, die auf den Bruttolohn bezogen unterhalb der Niedriglohnschwelle entlohnt werden, lag 2014 bei 64,8 %; Der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Minijobbenden lag im gleichen Jahr bei 9,40 EUR (West 9,58 EUR und Ost 7,86 EUR). Dieser Verdienst entspricht 55% des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes in 2014: 16,97 EUR (West 17,46 EUR und Ost 13,80 EUR) für das Jahr 2014.

Die Ausftockerleistungen Im Jahr 2015: Es gab 411.097 Bedarfsgemeinschaften mit geringfügig beschäftigten Leistungsberechtigten (+1,4% zu 2007 mit 405.212). Die Zahlungsansprüche auf Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende beliefen sich im Jahr 2015 auf 4,58 Mrd. Euro (+9,8% zu 2007)

 

O-Ton Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:

„Minijobs sind unsicher, niedrig entlohnt und führen zu Minirenten. Sie sind eine Falle besonders für Frauen. Wenn 4,3 Millionen Minijobbende mindestens einen Berufsabschluss haben, dann ist die Prekarisierung und Verarmung von SPD und CDU politisch gewollt. Christlich und sozialdemokratische Arbeitsmarktpolitik bedeutet: Billige und flexible Arbeitskräfte. Damit muss Schluss sein! Die Politik muss wieder den Menschen in den Mittelpunkt stellen.

 Das Einkommen muss im hier und jetzt, und auch im Alter zum Auskommen reichen. Dafür braucht es einen Mindestlohn von 12 Euro. Es ist doch ein Skandal, wenn über eine Million Menschen über 65 Jahren einen Minijob benötigen um ihr Auskommen zu sichern. Da Minijobs nicht mehr Arbeit schaffen, sondern diese nur auf mehr Köpfe verteilt, müssen Minijobs in sozialpflichtige Beschäftigung umgewandelt werden. Das würde nicht nur den Beschäftigten helfen, sondern auch zu einer tragfähigen Finanzgrundlage der Sozialversicherungssysteme beitragen.

Auswertung Anfrage Minijobs

Frankfurter Rundschau