Nur jeder vierte Schlecker-Beschäftigte hat einen neuen Job
24.08.2012Von den knapp
2.200 ursprünglich arbeitslos gemeldeten Schlecker-Beschäftigten im Bereich der
Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen haben Mitte August erst 550 einen neuen
Job. Das ist etwa jeder vierte, wie aus einer aktuellen Bestandaufnahme der
Bundesagentur für Arbeit (Stand 15. August) hervorgeht. 802 ehemalige
Schlecker-Beschäftigte befinden sich in einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme.
Der Großteil der Maßnahmenteilnehmer befindet sich in kurzfristigen Kursen wie
etwa Bewerbungstrainings. 140 absolvieren eine berufliche Weiterbildung, an
deren Ende ein neuer Berufsabschluss stehen kann.
Für Jutta Krellmann, Sprecherin für
Arbeit und Mitbestimmung der Fraktion DIE LINKE, sind die Zahlen ein Apell an
die Politik, mehr für die entlassenen Schlecker-Beschäftigten zu tun: „Über
Tausend Schlecker-Beschäftigte drohen auf der Strecke zu bleiben und das
alleine in Niedersachsen und Bremen. Die Politik ist gefordert,
Genossenschafts-Initiativen ehemaliger Schlecker-Beschäftigter zu unterstützen.
Eine vielversprechende Initiative aus Baden-Würdenberg wurde vergangene Woche
in Stuttgart von ehemaligen Mitarbeiterinnen und der zuständigen Gewerkschaft
ver.di vorgestellt. Ehemalige Schlecker-Filialen sollen als Dorfladen oder
Mini-Supermarkt weitergeführt werden. Jeder Laden würde als eigene Mini-GmbH
gegründet werden und eine übergeordnete Holding wäre beispielsweise für die Buchhaltung und den
Einkauf zuständig. Die alten Drogeriemärkte würden mit neuem Logo und dem
Sortiment eines klassischen Dorfladens neu öffnen werden. Das Vorhaben ist
zunächst nur auf Baden-Württemberg begrenzt. Bundesweit gibt es Verdi zufolge
aber rund 1000 Standorte, die für eine Weiterführung infrage kämen.
„Die Politik sollte alles
tun, diese Initiativen zu unterstützen und entsprechend finanziell zu fördern.
Arbeitsplätze werden so erhalten, die Versorgung mit Waren des täglichen
Bedarfs vor Ort sichergestellt und ein Schritt hin zur Wirtschaftsdemokratie
getan."
Zudem ist Arbeitsministerin
von der Leyen (CDU) bisher ihr Versprechen schuldig geblieben, den ehemaligen
Schlecker-Beschäftigten jegliche Weiterbildungsmöglichkeiten zu eröffnen. Jetzt
ist es für Frau von der Leyen und ihre Niedersächsische Kollegin Ministerin
Özkan an der Zeit zu handeln."
Krellmann
fordert nicht an der falschen Stelle zu sparen, denn auch Arbeitslosigkeit
kostet. Für den Fall, dass 10.000 der ehemaligen Schlecker-Beschäftigten deutschlandweit
innerhalb eines Jahres keine neue Arbeit finden, könnten sich die Kosten auf knapp
189 Millionen Euro belaufen. Das hatte jüngst eine Anfrage der Linksfraktion bei
der Bundesregierung ergeben.