100 Tage Erstaufnahmeeinrichtung in Hameln - ein Erfolg!

21.12.2015

 

Am 4. September 2015 fiel in großer Runde mit Vertretern vom DRK, dem THW, der Feuerwehr, der Polizei, der Stadt Hameln, des Nds. Innenministeriums sowie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) unter Leitung von Landrat Tjark Bartels im Hamelner Kreishaus der Startschuss: Die leerstehenden Wohnhäuser auf dem Gelände der Linsingen-Kaserne werden sehr kurzfristig als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Wurde zunächst noch davon ausgegangen, dass die Einrichtung bis zum darauf folgenden Dienstag als funktionstüchtige Unterkunft herzurichten war, musste es dann plötzlich sehr schnell gehen: Denn die ersten Flüchtlinge waren bereits am Sonntag, also 48 Stunden nach der Schlüsselübergabe, auf dem Weg nach Hameln.

(4.- 6. September) Mit dem Landkreis Hameln-Pyrmont als Betreiber lässt das Niedersächsische Innenministerium vom Deutschen Roten Kreuz eine Übergangsunterkunft auf dem Gelände der ehemaligen britischen Kaserne einrichten. Innerhalb von 24 Stunden rüsten mehr als 100 freiwillige Helfer des Deutschen Roten Kreuzes, Feuerwehr, des THWs, Reinigungs- und Haustechnikunternehmen die seit rund einem Jahr leer stehende Unterkunft her. Die ersten 93 Flüchtlinge kommen am frühen Abend des 6. Septembers an. Mit einem großen Schild am Eingangstor „Willkommen in Hameln“ werden die Ankömmlinge begrüßt. Die ehrenamtlichen Helfer führen eine Erstregistrierung, eine medizinische Grundversorgung und eine Unterbringung in die vorbereiteten Zimmer ein.

Schon kurz nach der Ankunft der ersten Neuankömmlinge rollt die Welle der Hilfsbereitschaft an. Immer mehr Menschen fragen: Wie können wir helfen? Sie bieten Geldspenden, Hilfsmitteln und sogar Arbeitskraft an. Ohne die vielen helfende Hände kann dieses Projekt nicht gelingen. Schon allein die große Menge an Kleiderspenden muss transportiert, sortiert und verteilt werden. Benötigt werden noch immer Erwachsenen- und Kinderkleidung, die direkt in der Linsingen-Kaserne in der Süntelstraße 24 abgegeben werden können.

Das schon zu Beginn eingerichtete Medical Center wird langsam aber sicher von hauptamtlichen Mitarbeitern übernommen. Provisorien werden umstrukturiert und Abläufe an die mittlerweile geordneteren Bedingungen angepasst. Rund drei Wochen nach dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge wird das Ehrenamt von hauptamtlichen Mitarbeitern des DRK-Kreisverbandes Weserbergland e.V. abgelöst. Mittlerweile macht sich Landrat Tjark Bartels stark für die Einrichtung einer Familienunterkunft. Hierfür müssen neue Strukturen her. Sowohl für interne als auch externe Abläufe sind neue Regelungen zu schaffen. Insgesamt sind rund 200 neue Stellen entstanden: Dazu gehören Mitarbeiter für die Küche, Verwaltung, Hausmeister, Sicherheitsdienst, Sprachmittler, Pädagogen, Sozialpädagogen und Erzieher.

Damit eine Integration der Bewohner stattfinden kann, bietet das Team um die pädagogische Leiterin, Lieselotte Sievert, und den organisatorischen Leiter, Wilfried Binder, unter anderem Workshops mit Themen wie „Verhalten in der Gesellschaft“ an. Es werden Sportangebote geschaffen und eine Kinderbetreuung für Ein- bis Sechsjährige eingerichtet. Mittlerweile werden 20 offene Deutschkurse von ehrenamtlichen Helfern angeboten. In jedem der Häuser sind mittlerweile Sozialarbeiterbüros eingerichtet, um näher an den Bewohnern zu sein. Die Mitarbeiter wollen Gemeinwesenarbeit ausüben, also die Bevölkerung mit einbinden, damit Integration funktionieren kann.

Die kleine Aisha ist geboren, das erste Baby einer Familie, die Zuflucht in der Hamelner Einrichtung gefunden hat, ist im Sana-Klinikum zur Welt gekommen. Als Kind einer Flüchtlingsfamilie aus Syrien trotzte sie den Strapazen, die die Eltern auf ihrer Flucht erleben mussten und kommt mit einem Geburtsgewicht von 3.300 Gramm kerngesund zur Welt.

Bereits eingerichtete Projekte: Offene Deutschkurse, speziell „Deutsch im Koffer“. Hierbei lernen die Flüchtlinge deutsche Begriffe aus dem Alltag. Dazu gibt es gepackte Koffer und Taschen mit Alltagsgegenständen, mithilfe derer das jeweilige Thema erklärt wird.

Ein großer Wunsch der Flüchtlinge wird erfüllt: Der Ältestenrat der Einrichtung, bestehend aus drei Sprechern, die zahlenmäßig die größten Bevölkerungsgruppen von Syrern, Afghanen und Araber vertreten, trug in den wöchentlichen Treffen einen großen Wunsch der Bewohner nach deutschem Fernsehen an die Einrichtungsleiter heran, um so die Sprache zu hören und die dazugehörigen Sequenzen zu sehen. Mittlerweile sind in den Gemeinschaftsräumen der Häuser Fernseher installiert.

Logistische Meisterleistung in Hamelns Erstaufnahmeeinrichtung: Insgesamt werden 1.000 Feldbetten gegen neue Stapelbetten mit Matratzen ausgetauscht. Alle packen mit an: Bewohner, Sicherheitsdienst, Sprachmittler und auch der organisatorische Leiter, Wilfried Binder.

Es war ein wirklich magischer und bewegender Moment, als über 400 Teilnehmer des traditionellen Laternenumzugs des Kinderspielhauses und der Dewezet in diesem Jahr auf dem Einrichtungsgelände ankommen und auf die wartenden Kinder und Eltern in der Erstaufnahmeeinrichtung treffen. Es wird geklatscht und gejubelt. Die eine Seite stimmt Laternenlieder an und die andere Seite antwortete mit „Bruder Jakob“, da dies das einzige Lied ist, das schon bekannt ist. Es fließt sogar die ein oder andere Träne der Rührung.

Einige Bewohner der Hamelner Erstaufnahmeeinrichtung versammeln sich vor der Kaserne und zünden in stillem Gedenken an die Opfer und deren Angehörige der Terroranschläge von Paris Kerzen an und verteilen Rosen.

Danke Hameln! Mit einer Tee-Aktion vor dem FIZ (Familie im Zentrum) in Hamelns Altstadt bedanken sich Bewohner der Hamelner Erstaufnahmeeinrichtung bei der Bevölkerung. Es gibt viele nette Gespräche und die Resonanz der Passanten ist durchweg positiv.

Es geht rund in Hamelns Erstaufnahmeeinrichtung: Mit der Einweihung einer Fahrradwerkstatt wird eine weitere Möglichkeit der Integration geschaffen. Ehrenamtliche Helfer und Bewohner arbeiten hier Hand in Hand und reparieren gespendete Fahrräder. Die Firma Fun Corner sowie die Eugen-Reintjes-Schule aus Hameln spenden Werkzeuge, technisches Gerät und vieles mehr. Während der gemeinsamen Arbeit kommen die Bewohner automatisch mit der deutschen Sprache in Kontakt und ins Gespräch mit den Einheimischen.

Pünktlich zum Nikolaustag am zweiten Advent gibt es eine Backaktion in der Erstaufnahmeeinrichtung. Initiiert vom Ortsjugendausschuss der IG Metall Verwaltungsstelle Alfeld-Hameln-Hildesheim sowie des Innungsobermeisters des Bäckerhandwerks im Landkreis, Thomas Wegener, werden an diesem Tag mit den Bewohnern Kekse gebacken. Die Begeisterung und der Andrang sind groß: 60 Kilo Teig werden an diesem Nachmittag verbraucht. Viele Kinder haben mit ihren Eltern den bereits vorbereiteten Teig gerollt, ausgestochen und verziert.

Fotos (Binder/DRK):

Bereits umgesetzte Projekte:

  • ein Spieleraum für Groß und Klein
  • Schach-AG
  • Frisiersalon

Durchgeführte Aktionen:

  • Besuch des internationalen Orchesters in der Sumpfblume

In Arbeit::

  • Kinderbetreuung ab acht Jahren
  • Nähstube
  • Musik- und Tanzangebote
  • Kino
  • Welcome for Familys

Kooperationen:

  • Landkreis
  • Stadt Hameln
  • viele ehrenamtliche Helfer
  • DRK-Ortsverein Hameln
  • Trudwig Sicherheitsdienst
  • Kettelhake Reinigung

(Textquelle: Inga Symann)

Weitere Informationen:

  • Landkreis Hameln-Pyrmont
  • Sandra Lummitsch
  • Pressesprecherin
  • Landkreis Hameln-Pyrmont
  • fon: 05151/903 9900
  • e-mail: sandra.lummitsch@hameln-pyrmont.de