Immer mehr Niedersachsen arbeiten befristet – Mehr sachgrundlose Befristungen als im Bundesdurchschnitt

05.10.2018

Zusammenfassung:
Mehr als eine Viertel Million Beschäftigte in Niedersachsen sind befristet (285.000). Im Vergleich zum Vorjahr haben befristete Beschäftigungsverhältnisse um 4 Prozent zugenommen. Der Anteil von Befristungen an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten liegt bei 8,1 Prozent. Selten waren Anteil und Anzahl von Befristungen so hoch.
Einen Hochstand mit 149.000 verzeichnen die sachgrundlosen Befristungen und es gibt heute mit 56,2 Prozent in Niedersachsen deutlich mehr Befristungen ohne Sachgrund als mit Sachgrund. Der Anteil der sachgrundlosen Befristungen ist höher als im Bundesdurchschnitt (Bund: 53 Prozent). 2017 wurden 38,1 Prozent (+1,7 Prozent-Punkte) der befristet Beschäftigten übernommen und 32 Prozent (-5 Prozent-Punkte) verlängert. Jeder vierte Befristete wurde nicht übernommen oder verlängert. In Niedersachsen werden im Vergleich zum Bund weniger befristet Beschäftigten übernommen (Bund: 42,3 Prozent) und verlängert (Bund: 32,8
Prozent). Weniger als fünf Prozent von 2017 befragten Befristeten Beschäftigten gaben an, dass eine Dauerstelle nicht erwünscht ist.
In Niedersachsen sind 42.000 länger als 18 Monate und 36.000 länger als 37 Monate befristet beschäftigt. 60 Prozent aller befristeten Beschäftigungsverhältnisse werden vor 12 Monaten wieder beendet, mehr als die Hälfte davon, 58.000, vor 6 Monaten. Es arbeiteten 36 Prozent der befristet Beschäftigten 2014 im Niedriglohnbereich unter 10 Euro. Das ist der höchste Wert in den westdeutschen Flächenländern. Nur in Bremen ist er höher.

Besonders hohe Befristungsquoten sind in den Berufsbereichen: Geisteswissenschaften, Kultur und Gestaltung (12,8 Prozent), Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (10.9%) und Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit (9,2 Prozent)

O-Ton Jutta Krellmann, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:
„Unsicherheit macht Menschen Angst. Wer in einer Dauer-Probezeit gefangen ist, kann sein Leben nicht planen. Das muss aufhören. Es ist ein Skandal, dass die CDU/CSU das Verbot der sachgrundlose Befristungen blockiert. Es wäre so einfach Ordnung und Sicherheit zu schaffen, indem man die sachgrundlosen Befristungen einfach wieder abschafft. Befristungen müssen auf ein Mindestmaß reduziert werden. Wir als Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag fordern das schon lange. Aber die Unionsparteien werden von der Arbeitgeberlobby getrieben, die bestimmt wo es langgeht. Beschäftigten-Interessen zählen nichts“.

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