Entwicklung Normalarbeitsverhältnis bei Beschäftigten mit Migrationshintergrund

31.08.2016

Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage  „Die Entwicklung des Normalarbeitsverhältnisses bei Beschäftigten mit Migrationshintergrund“ (Drs. 18/9170) von Jutta Krellmann u.a. und der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Der Anteil der Erwerbstätigen ohne deutsche Staatsbürgerschaft mit einer unbefristeten Vollzeitstelle sank in den letzten 20 Jahren von 74,3 Prozent (1995) auf 55,9 Prozent (2015). Demgegenüber hat sich ihr Anteil bei der atypischen Beschäftigung im gleichen Zeitraum nahezu verdoppelt (1995: 16,4%  2015:31,9%). Beispielsweise stieg der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bis zu 20 Wochenstunden ohne deutsche Staatsbürgerschaft um über 10 Prozent von 1995 mit 8,3 Prozent auf 18,9 Prozent im Jahr 2015. Mehr als viermal so viele Menschen ohne deutschen Pass wie 1995 (2,7%) gingen letztes Jahr (2015: 11,7%) einer geringfügigen Beschäftigung nach.

Das Normalarbeitsverhältnis, also die klassische, unbefristete, sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung, ist weiterhin auf dem Rückzug: Waren 1995 noch 74,4 % aller Erwerbstätigen in Deutschland – also mit und ohne deutschen Pass – unbefristet vollzeitbeschäftigt, sind es 2015 nur noch 67%. Besonders auffällig ist die Situation der Erwerbstätigen unter 25 Jahren. Nur noch knapp zwei Drittel (67,5%) befinden sich in einem klassischen Normalarbeitsverhältnis und damit mehr als 13 Prozent weniger als noch 1995 (80,7%).

Gezählt und berechnet wurden alle Erwerbstätigen in Deutschland (Selbstständige und Angestellte) ohne jene in Bildung und Ausbildung, in Zivil-, Wehr- und Freiwilligendienst.

Dazu erklärt Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:

„Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit werden offenkundig immer häufiger in unsichere Beschäftigungsverhältnisse gedrängt. Das ist die Quittung einer kolossal gescheiterten Integrationspolitik dieser und vorangegangener Bundesregierungen. Eine sichere, tariflich bezahlte und mitbestimmte Arbeit ist nach wie vor für viele Beschäftigte, ob mit oder ohne deutschen Pass, ein unerreichbarer Traum. Ein ‚weiter so‘ kann es hier nicht geben. Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie endlich handelt und mit einer gerechten und sozialen Arbeitsmarktpolitik loslegt.“

 

Die 231-seitige Antwort der Bundesregierung finden Sie hier.

Eine Zusammenfassung, sowie die Ergebnisse im Einzelnen, finden Sie hier: Entwicklung Normalarbeitsverhältnis bei Beschäftigten mit Migrationhintergrund