Minijobs in Deutschland

15.03.2016

Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Minijobs in Deutschland(BT-Drs. 18/7506) von Jutta Krellmann u.a. und der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

2015 war jede/r fünfte abhängig Beschäftigte ein Minijobbender: 20,5 Prozent betrug der Anteil der geringfügig entlohnt Beschäftigten an bundesweit allen Beschäftigten. Die Anzahl der Minijobbenden insgesamt ist in den letzten zehn Jahren um 11,7 Prozent gestiegen. Die Anzahl der Minijobbenden, die diesen zusätzlich zu ihrem Hauptberuf ausüben, ist um 52 Prozent gestiegen. Somit verfügt mittlerweile noch jede/r dritte Minijobbende über einen Hauptberuf, 2006 war es noch jede/r Vierte.

Im Juni 2015 war nahezu jede/r vierte junge Beschäftigte unter 25 Jahren ausschließlich geringfügig beschäftigt (23,7 Prozent). Der Einzelhandel beschäftigte 2015 die meisten Minijobber, damit ist jede/r dritte Beschäftigte im Handel ein Minijobber (2014: noch jede/r Fünfte)[1]. Dem folgen die Gastronomie,  die Gebäudebetreuung und das Gesundheitswesen. Der Anteil befristeter Minijobbender an allen Minijobbenden war 2014 im Vergleich zur Gesamtwirtschaft höher: 14,4 statt 9,0 Prozent.

Minijobs führen zu Armut im Erwerbsleben und im Alter: Der Anteil der Minijobbenden, die auf den Bruttolohn bezogen unterhalb der Niedriglohnschwelle entlohnt werden, lag 2010 bei 84 Prozent; in allen neuen Bundesländern liegt die Quote über 90 Prozent. Der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Minijobbenden lag im gleichen Jahr bei 8,65 EUR (West 8,80 EUR und Ost 7,07 EUR) und liegt damit deutlich unter dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst aller Beschäftigten von 17,05 EUR (West 17,55 EUR und Ost 13,81 EUR) für das Jahr 2010. Auffallend ist, dass der Bruttostundenverdienst aller Beschäftigten von 2006 zu 2010 von 16,20 auf 17,05 EUR gestiegen, bei den Minijobbenden hingegen von 8,99 auf 8,65 EUR gesunken ist.

[1] Siehe Antwort auf Frage 1 in KA „Arbeitsbedingungen im Einzelhandel“ 18/7325 vom 19.01.2016

 

Dazu erklärt Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:

„Das Jobwunder ist eine Nullnummer und Minijobs sind eine Falle für Frauen: Der ganze  Agenda-Mist, zu dem Minijobs gehören, hat nicht mehr Arbeit geschaffen. Die Arbeit wird nur auf mehr Köpfe verteilt; und das allzu oft in nicht existenzsichere Minijobs. Minijobs sind aber nur ein Aspekt prekärer Beschäftigung. Immer mehr Beschäftigte werden befristet, müssen unfreiwillig in Teilzeit oder Leiharbeit und werden obendrein auch noch mies entlohnt. Dass Löhne vielen Menschen nicht zum Leben reichen, zeigt der deutliche Anstieg bei den Beschäftigten, die neben ihrem Hauptberuf noch einen Minijob ausüben. Dass jeder vierte junge Mensch nur mit einem Minijob abgespeist wird, stößt mir besonders übel auf. Wo sind die Perspektiven, insbesondere für junge Leute? Durch den Mindestlohn wurde zwar eine geringe Anzahl von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen umgewandelt, aber das reicht hinten und vorn nicht aus. Arbeit muss ab der ersten Stunde der vollen Sozialversicherungspflicht unterliegen.“

 

Die 364-seitige Antwort der Bundesregierung finden Sie hier.

Eine Zusammenfassung, sowie die Ergebnisse im Einzelnen, finden Sie hier: Minijobs in Deutschland