Lohndumping per Werkvertrag beenden - Jutta Krellmann MdB

Lohndumping per Werkvertrag beenden

30.07.2013
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Die LINKE hat sich als erste Fraktion im Bundestag dem Problem des Missbrauchs von Werkverträgen angenommen und fordert deren gesetzliche Regulierung. Der zunehmende Einsatz von Werkverträgen ist eine wesentliche Ursache für das Wachstum des Niedriglohnsektors.

Die Bundesregierung ist hierzu trotz verschiedener Anträge und Anfragen der LINKEN bislang völlig untätig geblieben.

Allgemein muss bei diesem Thema zwischen drei Formen von Werkverträgen unterschieden werden:

- Erstens der Scheinwerkvertrag, bei dem es sich eigentlich um Leiharbeit handelt und mit dem die  wenigen Regulierungen der Leiharbeit unterlaufen werden.

- Zweitens echte Werkverträge, durch die ein Teil der bisherigen unternehmerischen Aktivitäten in der Regel dauerhaft von einem Dritten in eigener Verantwortung übernommen wird.

- Und Drittens die Werkverträge „des Alltagslebens", bei denen Privatpersonen oder Firmen lediglich gelegentlich eine fremde Leistung in Anspruch nehmen, zum Beispiel Handwerksarbeiten.

Vor allem bei den ersten beiden Formen von Werkverträgen besteht dringender Handlungsbedarf.

Zur Identifizierung von Scheinwerkverträgen muss die Werkvertragsarbeit von der Leiharbeit genauer abgegrenzt werden. Dazu müssen im Gesetz Vermutungsregeln eingeführt werden. Erfüllt eine Tätigkeit ein bestimmtes Merkmal (z.B. Weisungsbefugnis durch das Unternehmen, in dem der Beschäftigte auf Werkvertrag eingesetzt ist u.ä.m.), wird das Vorliegen eines Leiharbeitsverhältnisses vermutet. Der auftragsgebende und der auftragsnehmende Betrieb haben natürlich die Möglichkeit, das Gegenteil zu beweisen. Aber die Beweislast ist zunächst umgekehrt.

Beim "echten" Werkvertrag muss gesetzlich festgeschrieben werden, dass die betroffenen Beschäftigten nicht weniger Lohn oder schlechtere Arbeitsbedingungen erhalten als die zuvor für diese Tätigkeit im Betrieb des Auftraggebers üblichen.

Um auch die alternative Möglichkeit des Lohndumpings durch den Einsatz von Leiharbeit zu beenden, muss im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz endlich das Prinzip "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" ohne Ausnahme ab dem ersten Einsatztag verankert werden. Dazu fordern wir für Leiharbeiter einen 10% Flexibilitätszuschlag beim Entgelt. Dadurch werden einerseits Beschäftigte für die überdurchschnittlichen Arbeitsbelastungen entschädigt, die die Arbeit an häufiger wechselnden Einsatzorten mit sich bringt, zweitens die Ersetzung regulärer Stellen durch Leiharbeit für Unternehmen unattraktiver.

Wir brauchen dringend  eine gesetzliche Meldepflicht von Werkverträgen, sofern diese nicht nur gelegentlich in Anspruch genommen werden. Solange wir das nicht haben, stochern alle am Ende im Nebel rum und Gewerkschaften mit einzelnen Umfragen sind die Einzigen die Zahlen erheben.

Darüber hinaus wollen wir, dass der Abschluss von Werkverträgen künftig der Mitbestimmung unterliegt, d.h. dass erstens Unternehmensleitungen Betriebs- und Personalräte über den Einsatz von Werkverträgen informieren müssen und zweitens die Interessensvertretungen ein Vetorecht bekommen für den Fall, dass dadurch Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen zu erwarten sind.

Die LINKE fordert zudem schärfere Kontrollen bei der Ahndung von Scheinwerkverträgen.

Schließlich soll in allen Branchen die so genannte „Generalunternehmerhaftung" eingeführt werden, um Kettenverträge mit mehreren Subunternehmern zu verhindern, durch die soziale Standards unterlaufen werden können. Danach haftet der Unternehmer, der einen Werkvertrag abschließt für alle folgenden Werkverträge, die sein Vertragspartner abschließt zur Erfüllung des ersten Vertrags.

All diese Maßnahmen ließen sich, wenn der politische Wille bei den Regierungsfraktionen vorhanden wäre, sofort rechtssicher umsetzen.

Dazu hat DIE LINKE auch einen Gesetzesentwurf eingebracht.

Zu guter Letzt ist noch zu sagen, dass es uns wichtig ist, das es zu einer gesetzlichen Regelung für alle kommt. Tarifverträge, wie sie gerade für die Meyer Werft diskutiert werden, sind ein richtiger und wichtiger Schritt, um das Thema zu bewegen. Aber es muss auch etwas geben, dass für alle gilt.

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