Niedersachsens Einzelhandel: Nur knapp jeder Dritte in Vollzeit

18.07.2019

Zusammenfassung:
Im Einzelhandel ist die Anzahl sozialpflichtig Beschäftigter bundesweit zwischen 2008 und 2018 auf 2,4 Mio. (+18 %) gestiegen. Vor allem findet dieser Zuwachs in der Teilzeit statt (bundesweit +58,8% und Niedersachsen +57,4 %). Somit hat in Niedersachen nur noch knapp jeder Dritte eine Vollzeitstelle im Einzelhandel (37 %).
Somit sind Vollzeitstellen im Einzelhandel rückläufig. In Niedersachen ist mit 11 Prozent der Anteil an verlorenen Vollzeitstellen knapp doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt mit 6 Prozent.
Der Anteil von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit aufstockenden Leistungen steigt zwi-schen 2008 und 2017 mit 13,6 Prozent weiter an. Niedersachsen folgt dem bundesweiten Trend mit 12,1 Prozent.
In dem die Teilzeitarbeit zunimmt, nimmt die durchschnittlich tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit zwischen 2008 bis 2018 insgesamt ab. Die tatsächliche Arbeitszeit ist von 27,6 auf 27,3 Wochenstun-den gesunken: Während sie in der Vollzeit von 36,7 auf 36,3 tatsächliche Wochenstunden abnimmt, nimmt sie in der Teilzeit von 14,6 auf 16,1 tatsächliche Wochenstunden zu.
Seit Jahren geht die Tarifbindung im Einzelhandel zurück. Zwischen 2009 und 2018 ist sie um 11 Pro-zentpunkte auf 22 Prozent gefallen. Auch Niedersachsen folgt dem negativen Trend. Waren 2009 noch 36 Prozent der Betriebe im Einzelhandel tarifgebunden, sind es 2018 nur noch 30 Prozent.
Befristungen haben im Einzelhandel von 2012 bis 2017 bundesweit zugenommen: Sachgrundlose Be-fristungen sind um 29,5 Prozent und Befristungen mit Sachgrund um 20,4 Prozent gestiegen.
Niedersachsen zeigt einen entgegengesetzten Trend: Die Anzahl sachgrundloser Befristungen sinkt um 29, 1 Prozent, der Anteil fällt um 1,4 Prozentpunkte. Bei Befristungen mit Sachgrund sinkt die Anzahl sogar um 69,2 Prozent und damit der Anteil um 1,6 Prozentpunkte. Während die Anzahl befristeter Einstellung bundesweit zwischen 2009 und 2017 um 63,5 Prozent steigt, bleibt der Anteil relativ kon-stant mit 40 Prozent (- 2 Prozentpunkte).
Auch bei den befristeten Einstellungen Niedersachsen setzt sie sich dem bundesweiten Trend entge-gen: Die Anzahl sinkt um 8,3 Prozent und der Anteil um 15 Prozentpunkte.
Besonders starker Anstieg ist in Niedersachsen bei den ausschließlich geringfügig Vollzeitbeschäftigten zu beobachten. Bundesweit ist ihre Anzahl um 123 Prozent gestiegen, in Niedersachsen sogar um 146 Prozent, während zeitgleich die Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in Vollzeit sogar ab-nimmt.


O-Ton Jutta Krellmann, MdB, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit, DIE LINKE im Bundestag:
„Viele Beschäftigte im Einzelhandel können sich die Produkte die sie verkaufen nicht mehr leisten. Oft werden sie gerade in dieser Branche unfreiwillig in Teilzeit gedrängt. Und trauriger Weise ist Nieder-sachsen ganz Vorn mit dabei. Es muss endlich Schluss sein mit dem Wettbewerb über schlechte Arbeits-bedingungen. Die Bundesregierung muss die Machtverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit wieder zu-rechtrücken. Tarifverträge müssen für allgemeinverbindlich erklärt werden können, auch gegen den Willen der Arbeitgeber. Starke Gewerkschaften und starke Betriebsräte bleiben der beste Schutz gegen Lohndumping“.

Hier findet ihr die Kleine Anfrage und die Antwort der Bundesregierung
Hier findet ihr die Auswertung der Antwort für Niedersachsen
Hier geht es zum Presseecho in der Neuen Osnabrücker Zeitung (noz)