Niedriglohn: In Niedersachsen jeder Fünfte in Vollzeit betroffen

06.01.2021

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage »Niedriglöhne in der Bundesrepublik Deutschland« (BT-Drs. 19/21260) von Susanne Ferschl, Jutta Krellmann u.a. und der Fraktion DIE LINKE im Bundestag

Zusammenfassung für Niedersachsen:

In Niedersachsen arbeitet jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte zum Niedriglohn (20,1 Prozent) und verdient weniger als 2.267 Euro brutto im Monat; 380.017 Beschäftigte sind betroffen. Damit schneidet das Bundesland in Westdeutschland nach Schleswig-Holstein (21,1 Prozent) am schlechtesten ab.

Die niedersächsischen Landkreise mit dem höchsten Anteil an Niedriglohn-Beschäftigten in Vollzeit sind: Cloppenburg (29,1 Prozent), Wittmund (28,3 Prozent), Helmstedt (28,1 Prozent), Lüchow-Dannenberg (27,3 Prozent) und Oldenburg (26,5 Prozent); die Landkreise mit dem geringsten Anteil sind: Wolfsburg (6,3 Prozent), Salzgitter (10,3 Prozent), Emden (14 Prozent), Wesermarsch (15,5 Prozent), Hannover und Braunschweig (16,6 Prozent).

Bundesweit liegt bei fast jedem fünften Vollzeitbeschäftigten (18,8 Prozent) der Lohn unter der Niedriglohnschwelle. 2019 verdienten 4,06 Millionen Beschäftigte weniger als zwei Drittel des mittleren monatlichen Bruttoarbeitsentgelts von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende). Nach Wirtschaftszweigen betrachtet arbeiten im Gastgewerbe besonders viele Vollzeitbeschäftigte zum Niedriglohn (63,4 Prozent).

In Niedersachsen finden sich die niedrigsten monatlichen Medianentgelte in folgenden Landkreisen: Cloppenburg (2.777 €), Wittmund (2.817 €), Helmstedt (2.905 €), Lüchow-Dannenberg (2.913 €) und Harburg (2.920 €). In knapp 84 Prozent der Landkreise liegt das monatliche Medianentgelt unter dem bundesdeutschen Medianentgelt von 3.401 Euro. Die Landkreise mit den höchsten monatlichen Medianentgelte sind: Wolfsburg (4.893 €), Salzgitter (4.437 €), Emden (3.795 €), Braunschweig (3.637 €) und Wesermarsch (3.636 €).

O-Ton Jutta Krellmann, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit, Fraktion DIE LINKE im Bundestag:

„Die Menschen in Niedersachen werden nach wie vor beim Einkommen abgehängt. Der große Niedriglohnsektor ist das Ergebnis bewusster Niedriglohnpolitik über viele Jahre. Gegen besseren Wissens und absolut beratungsresistent werden Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wissentlich vom sozialen Leben ausgegrenzt. Sie sind die Verlierer in der Pandemie. Diese Spaltung der Gesellschaft wollen wir uns nicht länger leisten. Statt prekären Jobs, brauchen wir endlich gute Arbeit für alle. Werkverträge, Leiharbeit und Minijobs gilt es radikal einzudämmen. Außerdem muss es endlich gelingen die Tarifbindung der Betriebe in Niedersachsen von 28 Prozent zu erhöhen. Flächendeckende Tarifverträge müssen die Regel sein. Tarifflucht darf sich nicht länger lohnen. Die Bundesregierung muss mehr Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklären, wenn es nötig ist, auch gegen den Willen der Arbeitgeber.“

Hier geht es zu unserer Anfrage und der Antwort der Bundesregierung.
Hier findet ihr die ausführliche Auswertung für Niedersachsen.
Hier geht es zur Berichterstattung in der Braunschweiger Zeitung.