Paketboom auf dem Rücken der Beschäftigten

23.12.2017

Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Schriftlichen Fragen 101, 102, 103 von Jutta Krellmann, und Frage 121 von Pascal Meiser, Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Frage 101:

  • Zwischen 2008 und 2016 ist die Anzahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei Post-, Kurier- und Expressdienste (KEP) von 206.000 auf 263.000 um 27,8% gestiegen. Der Großteil des Anstiegs fand zwischen 2013 (215.000) und 2016 (263.000) statt.
  • Zwischen 2014 und 2016 stieg das Arbeitsangebot in der KEP-Branche von 202.000 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) auf 219.500 um 8,8% an. Im selben Zeitraum fiel die Anzahl an VZÄ pro Beschäftigte von 0,87 auf 0,83.
  • Zwischen 2014 und 2016 hat sich die Anzahl an Paketsendungen um 16,9% erhöht. Der jährliche Anstieg betrug 8,1% im Jahr 2015 und 8,2% im Jahr 2016.
  • Teilt man die Anzahl an Paketsendungen durch die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen KEP-Beschäftigten, kommt man auf 9.282 Pakete pro KEP-Beschäftigtem im Jahr 2014, 9.277 im Jahr 2015 und 9.589 im Jahr 2016. Das entspricht einem Anstieg von 3,3% zwischen 2014 und 2016.
  • Teilt man die Anzahl an Vollzeitäquivalenten bei KEP-Beschäftigten durch die Anzahl an Paketsendungen, kommt man auf 10.693 Pakete pro Vollzeitäquivalente in der KEP-Branche im Jahr 2014, 11.114 im Jahr 2015 und 11.503 im Jahr 2016. Das entspricht einem Anstieg von 7,6% zwischen 2014 und 2016.

Frage 102:

Angaben zum Arbeitsvolumen in der KEP-Branche hat die Antwort der Bundesregierung nicht ergeben. Der sog. „Wirtschaftsabschnitt H“, zu dem das Statistische Bundesamt die KEP-Branche rechnet, verzeichnete zwischen 2011 und 2016 einen Anstieg des Arbeitsvolumens von 2,9 Milliarden Stunden auf 3,1 Milliarden Stunden. Das entspricht einem Anstieg von 4,5% [Statistisches Bundesamt, Fachserie 18 Reihe 1.4, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, 2016, s. 173, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen/Inlandsprodukt/InlandsproduktsberechnungEndgueltigPDF_2180140.pdf?__blob=publicationFile]

Frage 103:

Angaben zu atypische Beschäftigung in der KEP-Branche hat die Antwort der Bundesregierung nicht ergeben. Der sog. „Wirtschaftsabschnitt H“, zu dem das Statistische Bundesamt die KEP-Branche rechnet, verzeichnete folgende Entwicklungen:

  • Zwischen 2010 und 2016 ist die Anzahl von atypisch Beschäftigten von 325.000 auf 355.000 um 9,2% angestiegen. Der Anteil der atypisch Beschäftigten an allen Beschäftigten blieb in diesem Zeitraum gleich auf 19,1%. Zwischen 2015 und 2016 ist die Anzahl von atypisch Beschäftigten von 332.000 auf 355.000 um 6,9% angestiegen. Der Anteil der atypisch Beschäftigten an allen Beschäftigten stieg in diesem Zeitraum von 18,3% auf 19,1% an.
  • Zwischen 2010 und 2016 ist die Anzahl befristet beschäftigter Kernerwerbstätigen ist von 126.000 auf 143.000 um 13,5% angestiegen. Der Anteil befristet beschäftigter Kernerwerbstätigen an allen Beschäftigten stieg in diesem Zeitraum von 7,4% auf 7,7%.
  • Zwischen 2010 und 2016 ist die Anzahl geringfügig beschäftigter Kernerwerbstätigen ist von 101.000 auf 90.000 gesunken. Der Anteil geringfügig beschäftigter Kernerwerbstätigen an allen Beschäftigten ist in diesem Zeitraum von 5,9% auf 4,9% gesunken.
  • Zwischen 2015 und 2016 ist die Anzahl von Leiharbeitenden der Kernerwerbstätigen von 49.000 auf 56.000 um 14,3% angestiegen. Der Anteil der atypisch Beschäftigten an allen Beschäftigten stieg in diesem Zeitraum von 2,7% auf 3,0% an.

Frage 121 von Pascal Meiser MdB:

  • Zwischen 2007 und 2016 stieg der Umsatz in der Kuriersparte von 3,5 auf 3,6 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 1,9%.
  • Zwischen 2007 und 2016 stieg der Umsatz in der Expresssparte von 6,4 auf 7,1 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 10,0%.
  • Zwischen 2007 und 2016 stieg der Umsatz in der Paketsparte von 6,3 auf 10,3 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 62,1%.
  • Der Gesamtumsatz der KEP-Branche ist zwischen 2003 und 2014 von 23,0 auf 30,2 Milliarden Euro um 31,5% angestiegen.
  • Das Bruttoentgelt der abhängig Beschäftigten in der KEP-Branche ist zwischen 2003 und 2014 von 7,5 auf 8,8 Milliarden Euro um 17,0% angestiegen. Zwischen 2003 und 2006 war die Zahl rückläufig.
  • Das Entgelt-Umsatz-Verhältnis in der der KEP-Branche ist zwischen 2003 und 2014 von 32,7% auf 29,1% um 3,6 Prozentpunkte gesunken. (Bitte Anmerkung zu Statistik beachten)

O-Ton Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Expertin für DIE LINKE. Im Bundestag:

Arbeiten im Wirtschaftszweig „Post-, Kurier- und Expressdienste“ heißt, dass man oftmals mit prekären Bedingungen, unbezahlten Überstunden und oft krank machender Arbeitsbelastung abgespeist wird. 

DIE LINKE streitet dafür, dass der Gesetzgeber hier einen Riegel vorschiebt und prekäre Arbeit eindämmt. Das Arbeitszeitgesetz ist so löchrig wie Schweizer Käse und muss dringend verschärft sowie mit einer Anti-Stress-Verordnung ergänzt werden. Leiharbeit muss strikt begrenzt und nach dem Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ ausnahmslos und ab dem ersten Einsatztag bezahlt, das unbefristete Arbeitsverhältnis wieder zur Regel werden.“