Über 100 Millionen Überstunden in Niedersachsen, mehr als die Hälfte davon unbezahlt: Arbeitsverdichtung nimmt dramatisch zu!

24.12.2018

Zusammenfassung:
In Niedersachsen machten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 109,5 Millionen Überstunden im Jahr 2017. Damit ist Niedersachsen bundesweit auf Rang vier hinter Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Überdurchschnittlich hohe Anteile von Überstunden an allen geleisteten Arbeitsstunden haben befristet Beschäftigte mit 2,3 Prozent.
Die Hälfte der Überstunden in Niedersachsen (53.021 Arbeitsstunden) wurde 2017 nicht vergütet.
Mit der Komplexität der Arbeitstätigkeit steigen der Anteil der Überstunden und der Anteil der unbezahlten Überstunden: Bei fachlich ausgerichteten Tätigkeiten fielen 46 Millionen Überstunden (1,4 Prozent an allen Überstunden) an, davon wurden 16,9 Millionen Überstunden nicht vergütet. Bei hochkomplexen Tätigkeiten fielen 39 Millionen Überstunden an (4,2 Prozent an allen Arbeitsstunden), davon wurden 26 Millionen nicht vergütet.
Im Jahr 2017 haben Unternehmen in Niedersachsen rechnerisch 1,81 Milliarden Euro an Lohnkosten durch Nichtbezahlung von Überstunden gespart.
Bundesweit geben ein Drittel der Beschäftigten mit mehr als zwei Überstunden in der Woche als Grund an, die Arbeit in der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit nicht zu schaffen. Insgesamt entstehen 80 Prozent der Überstunden aus betrieblichen Zwängen – vier Prozentpunkte mehr als 2015.

O-Ton Jutta Krellmann, MdB, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:
„Durch vorenthaltenen Lohn subventionieren Beschäftigte unfreiwillig die Unternehmen. Die Zahlen sind unfassbar. Die einen kämpfen mit Unterbesetzung, Stress und Überlastung, die anderen haben keine oder zu wenig Arbeit. Es wird deutlich, dass sich viele Arbeitgeber nicht nur auf dem Rücken ihrer Beschäftigten bereichern, sie zerstören auch Arbeitsplätze. Betriebsräte müssen bei der Personalbemessung endlich mitbestimmen. Wir brauchen eine gesellschaftliche Diskussion über Arbeitszeit. Nicht nur Reichtum muss gerechter verteilt werden, sondern auch Arbeit“.

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