Wir brauchen eine Lohnoffensive und Steuergerechtigkeit

14.09.2013
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Ein Beitrag für die Alfelder Zeitung, erschienen am 14. September 2013

Jutta Krellmann - Spitzenkandidatin der Partei DIE LINKE in Niedersachsen

Deutschland geht es gut. Das behaupten zumindest Angela Merkel und die mit ihr regierende Lobbyistenpartei FDP. Die Frage ist nur: Wen meinen sie damit eigentlich? Die acht Millionen Menschen, die zu Niedriglöhnen arbeiten müssen? Die jungen Menschen, die nur befristete Jobs oder Leiharbeit bekommen und sich fragen, wie sie damit eine Familie gründen sollen? Oder diejenigen, die ein Leben lang hart gearbeitet haben und die jetzt im Alter die Sorge umtreibt, ob sie ihre Miete und ihre Stromrechnung noch bezahlen können?

Wir erleben einen Wahlkampf, bei dem die Wahrheit mit inhaltslosen Plakaten zugekleistert und mit verlogenen Phrasen verzerrt werden soll. Und das regt mich auf. Denn immer mehr Menschen werden in diesem Land um eine gute Zukunft und um würdige Lebensbedingungen betrogen. Richtig ist: In diesem Land läuft eine Menge schief. Noch nie war der Reichtum so ungerecht verteilt und noch nie hat die Politik so unverblümt die Gesetze im Interesse der Lohndrücker und Finanzmarkthaie gemacht. Inzwischen besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung ein Drittel des Gesamtvermögens, auf die ärmere Hälfte der Bevölkerung hingegen entfällt gerade einmal ein Prozent. Und diese Entwicklung ist politisch gesteuert worden. Seit Rot-Grün im Bund regierte, haben wir eine massive Umverteilung zu lasten der mittleren und unteren Einkommen erlebt. Im Gegenzug haben die Spitzenverdienenden, Banken und Großunternehmen profitiert. Für mich sind daher zwei Politikbereiche entscheidend. Einmal müssen wir eine Politik der Lohnoffensive angehen - also einen gesetzlichen, flächendeckenden Mindestlohn von 10 Euro einführen und das Lohndumping stoppen. Wir müssen die Leiharbeit verbieten und die Gewerkschaften in ihrem Kampf für bessere Löhne unterstützen. Dazu gehört auch, dass wir Hartz IV abschaffen und eine armutsfeste Mindestsicherung einführen. Die Menschen dürfen nicht mehr erpresserisch vom Staat in die Billigjobs gedrückt werden.

Der zweite Politikbereich betrifft die Steuergerechtigkeit. Hier geht es um Gerechtigkeit für die arbeitenden Menschen in diesem Land und es geht darum, wie wir den Sozialstaat wieder aufbauen und wie wir die zum Teil desolate Infrastruktur in den Ländern und den Kommunen verbessern können. Wir haben gerade in Südniedersachsen enormen Nachholbedarf. Wenn wir wollen, dass auch unsere Jugend eine gute Perspektive in der Region und in allen Landkreisen hat, dann müssen wir die finanzielle Ausstattung der Kommunen deutlich verbessern. Viele von ihnen bluten nämlich seit Jahren aus. Mehr Geld für die Kommunen bedeutet mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr, für Kindertagesstätten, Schulen und für Kultur und Sport. Auch müssen wir die regionale Wirtschafts- und Strukturförderung stärken. Landkreise wie Holzminden dürfen nicht weiter abgehängt sein von den größeren Städten - das betrifft die Arbeitsplatzchancen vieler Menschen.

Steuergerechtigkeit ist daher das Gebot der Stunde. Derzeit zahlt die Mitte der Gesellschaft alles - die Lehrerin, der Facharbeiter, der Polizist und die kleinen Selbständigen. Der finanziell untere Teil kann es nicht und den oberen Teil haben die vorangegangenen Regierungen aus der Pflicht entlassen, für das Gemeinwesen aufzukommen. Die LINKE sagt: Wir müssen bei den Steuern vor allem den Mittelstandsbauch abschaffen, wir müssen die Mitte entlasten und dies gegenfinanzieren, indem wir den Spitzensteuersatz erhöhen. Die Kosten der Finanz- und Eurokrise können wir schultern, indem wir eine einmalige Vermögensabgabe für Millionäre in Höhe von 30 Prozent erheben. Sozialkürzungen wären dann überflüssig. Und nebenbei würden wir den Spekulationsblasen auf den Finanzmärkten damit die Grundlage entziehen. Um den Staatshaushalt dauerhaft auf eine solide Grundlage zu stellen, will die LINKE zudem eine jährliche Millionärssteuer von 5 Prozent. Mit diesem Geld ließe sich der Investitionsstau in den Ländern und Kommunen endlich auflösen. Und wir würden die Grundlagen für einen gerechten und demokratischen Sozialstaat schaffen.