»Wir erwarten Besseres« - Ausschuss für Arbeit und Soziales thematisiert die Arbeitsbedingungen bei T-Mobile USA
29.11.2012Der Ausschuss für Arbeit und Soziales hat in seiner Sitzung am Mittwoch
auf Anfrage der LINKEN die Zustände bei der Telekom-Tochter T-Mobile
USA thematisiert. Hintergrund ist, dass die Bundesregierung direkt und
über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) über 30 Prozent der Aktien
an der Telekom besitzt und deshalb als Anteilseigner in der
Verantwortung steht.
Wie in einem Spiegel-Artikel vom 18. November 2012 berichtet wurde,
mussten Beschäftigte der T-Mobile USA "Eselskappen" tragen und
"Strafaufgaben" schreiben, wenn sie ihre Zielvorgaben nicht erreicht
hatten. Die Nichterreichung von Zielvorgaben führte in zahlreichen
Fällen zu einer sofortigen Entlassung. Diese unhaltbaren Zustände gehen
einher mit einer eindeutigen Politik der "Gewerkschaftsvermeidung"
inklusive der Verweigerung des Rechts auf gewerkschaftliche
Organisierung durch die T-Mobile USA.
"Wenn Beschäftigte so behandelt werden und gewerkschaftliche Rechte
offenbar mit Füßen getreten werden, dann muss das Konsequenzen haben.
Dass die Bundesrepublik an so einer Geschäftspraxis par Aktienanteil
beteiligt ist, ist ein Skandal. So etwas kann nicht die Politik der
Bundesregierung sein", so Jutta Krellmann, Obfrau für DIE LINKE im
Ausschuss und Sprecherin für Arbeit und Mitbestimmung der Fraktion DIE
LINKE.
Der Bericht der Bundesregierung gab sich kleinlaut: Im Verhältnis
zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften bei T-Mobile USA sei es
bedauerlicherweise zu Verhärtungen gekommen. Die Bundesregierung kann
nicht prüfen, ob die Aussagen der Gewerkschaften oder die von T-Mobile
stimmen. Zu ihrer eigenen Verantwortung als eine bedeutende Vertreterin
im Aufsichtsrat sagte sie, dass sie auf die unmittelbare
Geschäftsführung als Aufsichtsratsmitglied keinen Einfluss nehmen kann.
Das ist, gelinde gesagt, etwas spärlich dafür, dass der Bund über 30
Prozent der Aktien der Telekom besitzt.
Immerhin, es wird etwas passieren: Offenbar auf Druck der
Öffentlichkeit hat der Aufsichtsratsvertreter der Bundesregierung für
die nächste Aufsichtsratssitzung einen Bericht angefordert. DIE LINKE
hat beantragt, dass die Bundesregierung die heutige Berichterstattung
schriftlich vorlegt – ergänzt um die Ergebnisse der angekündigten
Aufsichtsratssitzung. Im Ausschuss sorgte der Fall fraktionsübergreifend
für Empörung. Wenn die deutsche Telekom sich nicht bewegt, dann wird
das Thema weiterhin den Bundestag beschäftigen.
Die Gewerkschaft ver.di hat aufgrund dieser Vorkommnisse gemeinsam mit
ihrer US-amerikanischen Schwestergewerkschaft CWA die Kampagne "Wir
erwarten Besseres" gestartet, um die gewerkschafts- und
beschäftigtenfeindlichen Zustände bei der T-Mobile USA zu beenden. Sie
fordern das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung und auf eine
Arbeit in Würde. Beschäftigte der deutschen Telekom haben selbst die
Kolleginnen und Kollegen in den USA besucht und sich von den Bedingungen
dort ein Bild gemacht. Ihr Fazit war bedrückend. "Als
Bundestagsabgeordnete und Gewerkschafterin unterstütze ich dieses
Anliegen", sagt Jutta Krellmann. "Die Bundesregierung muss nun ihren
Einfluss als Großaktionärin der Telekom nutzen und dafür Sorge tragen,
dass sich hier schnell was ändert."
Für Jutta Krellmann ist klar: "Ein Bericht im Aufsichtsrat allein
reicht nicht. So schnell lasse ich die Bundesregierung nicht vom Hacken.
Da bleiben wir dran."