Personalausstattung der Arbeitsschutzbehörden verfehlt mehrheitlich internationale Standards

24.06.2019

Zusammenfassung:
Körperliche Arbeit spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle in Deutschland. In Berufsgruppen wie Produktion, Pflege, Bauwesen und Landwirtschaft besteht ein erhöhtes Risiko an Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (Muskel-Skelett-Erkrankungen) zu leiden.

Die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) auf Grund von Muskel-Skelett-Erkrankungen sind von 2007 bis 2017 um fast die Hälfte angestiegen. Muskel-Skelett-Erkrankungen sind seit Jahren Spitzenreiter bei den Ursachen für Krankschreibungen. Mehr als jede fünfte Krankschreibung  (150 Millionen AU-Tage) ist 2017 auf diese Diagnose zurückzuführen.

Die Produktionsausfallkosten auf Grund von Muskel-Skelett-Erkrankungen sind von 8,5 Milliarden 2006 auf 17,2 Milliarden 2017 angestiegen (+102 Prozent). Im selben Zeitraum hat sich der Ausfall an Bruttowertschöpfung auf Grund derselben Diagnose fast verdoppelt (von 15,4 Milliarden auf 30,5 Milliarden). Über ein Fünftel aller Ausfallkosten sind auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurückzuführen.

Bestimmte körperliche Belastungen im Arbeitsleben sind von 2012 bis 2018 relativ konstant geblieben: Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten gibt an, häufig im Stehen zu arbeiten, mehr als jeder Fünfte häufig schwer zu heben und zu tragen sowie mehr als jeder Sechste häufig in Zwangshaltungen zu arbeiten. Etwa 40% der Beschäftigten geben an, häufig mit den Händen zu arbeiten. Vorwiegend schwere körperliche Arbeit leistet knapp jeder Zehnte (w: 3%, m: 15%), fast die Hälfte arbeitet vorwiegend im Sitzen oder Stehen (w: 48%, m: 45%).

Eine Gefährdungsbeurteilung wurde 2015 für etwa die Hälfte aller Betriebe durchgeführt, körperliche Belastungen wurden dabei für etwa ein Drittel der Betriebe berücksichtigt. In der Mehrheit der Deutschen Bundesländer werden nach Auskunft der Bundesregierung die Richtwerte für die Personalausstattung bei den Arbeitsschutzbehörden unterschritten, die von der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen für Industrieländern vorgesehen werden. 

O-Ton Jutta Krellmann, MdB, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit, DIE LINKE im Bundestag:„Malochen, schuften, schwitzen: gerade weil viele Beschäftigte körperlich hart arbeiten, sind Arbeitgeber verpflichtet sie zu schützen. Der Staat muss dies überwachen. Es kann nicht sein, dass Arbeitgeber ungeschoren davon kommen, wenn sie die Gesundheit ihrer Beschäftigten aufs Spiel setzen. Deshalb sind flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen so wichtig. Dass Deutschland hier wissentlich internationale Standards unterläuft, ist ein Armutszeugnis. Die Bundesregierung muss den Arbeits- und Gesundheitsschutz endlich ernst nehmen. Wir brauchen ausreichend Kontrollpersonal und empfindliche Strafen für fahrlässige Arbeitgeber. Dafür sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen“.

Hier geht es zur Kleinen Anfrage und zur Antwort der Bundesregierung
Hier findet ihr die Auswertung der Kleinen Anfrage mit meinem O-Ton

Hier findet ihr den Beitrag in der Rheinischen Post
Hier hat der DGB das Thema aufgegriffen