Präsentismus: mehr als zwei Drittel gehen krank zur Arbeit – Systemrelevante Berufe besonders stark betroffen - Jutta Krellmann MdB

Präsentismus: mehr als zwei Drittel gehen krank zur Arbeit – Systemrelevante Berufe besonders stark betroffen

31.03.2020

Zusammenfassung: Präsentismus beschreibt die Problematik, dass Beschäftigte zur Arbeit gehen, obwohl sie krank sind. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland geben an, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit zu gehen (68,6 Prozent).  Befragte geben durchschnittlich an etwa vier Mal im Jahr krank zur Arbeit zu gehen, an etwa zwölf Tagen. Nur ca. 16 Prozent blieben ausschließlich zuhause und jeder Fünfte ging bei Krankheit immer arbeiten (21 Prozent).

In bestimmten Branchen, besonders in systemrelevanten Berufen, ist Präsentismus stärker verbreitet wie in Bauberufen (4,6 Mal, 13,2 Tage), in der Landwirtschaft (4,1 Mal, 13,5 Tage), in Sozial- und Erziehungsberufe (4,1 Mal, 11,2 Tage und in Gesundheitsberufen (3,9 Mal, 10,9 Tage). Die Problematik ist stärker in Branchen verbreitet, in denen die physische Präsenz am Arbeitsplatz erforderlich ist.

Mögliche Ursachen für Präsentismus sind die generelle Einstellung der Beschäftigten zur Arbeit, die betriebliche Unternehmenskultur, die Bereitschaft zur gegenseitigen Unterstützung, konjunkturelle Faktoren und die Angst um den Arbeitsplatz Präsentismus geht mit Produktivitätsverlusten einher, die oftmals höher sind, als die Kosten, die entstehen, wenn erkrankte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Hause bleiben und sich auskurieren. Denn gehen sie trotzdem zur Arbeit, laufe sie Gefahr, ihre Krankheit zu verschleppen und zu verschlimmern.

O-Ton Jutta Krellmann, MdB, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit, DIE LINKE im Bundestag:„Niemand sollte krank zur Arbeit gehen. Arbeitgeber haben die Pflicht, dass zu verhindern. Die Corona-Krise zeigt uns deutlich die Gefahren von sogenanntem Präsentismus. Viele schleppen sich aus Pflichtgefühl krank zur Arbeit, weil die Kollegen sonst die viele Arbeit nicht schaffen. Es trifft gerade  die Beschäftigten, auf die wir in der Corona-Krise am stärksten angewiesen sind. Schon vor der Krise war in vielen Betrieben und Einrichtungen die Arbeitslast entschieden zu hoch. Viel zu wenig Personal, musste immer mehr, in immer weniger Zeit leisten. Dieser Druck muss endlich runter, er gefährdet Gesundheit und Sicherheit. Entlastung bringen gute Tarifverträge und mehr Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte. Sie müssen auch über eine Mindestpersonalbemessung mitentscheiden können. Beides brauchen wir besonders in Pflege und Handel, wo Beschäftigte derzeit unglaubliches leisten.“

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